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Türen öffnen für ein Leben ohne Prostitution

Das Aussteigerinnen-Projekt kann von 2023 bis 2025 fortgesetzt werden.

Jubiläum: 10 Jahre Amalie

Zehnjähriges Bestehen von Amalie

Im Jahr des zehnjährigen Bestehens von Amalie (die offizielle Eröffnung war am 24. Juli 2013) – der Beratungsstelle für Frauen in der Prostitution – ist der Alltag wieder einfacher als unter Pandemiebedingungen. Unter anderem ist das Frauencafé seit einem guten Jahr wieder regelmäßig geöffnet. Und noch eine gute Nachricht bekam die Einrichtung des Diakonischen Werks in der Draisstraße: Das Aussteigerinnen-Projekt kann von 2023 bis 2025 fortgesetzt werden, kofinanziert aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds Plus und Zuschüssen des Landes Baden-Württemberg. Es ist eines von 11 geförderten Projekten in Baden-Württemberg. Es bietet eine Chance für Frauen, Hilfen bei den manchmal schier unüberwindbaren Hürden eines Ausstiegs aus der Prostitution zu bekommen und beruflich neu Fuß zu fassen. Von Juli 2021 bis Dezember 2022 begleitete Amalie 18 Frauen auf diesem langen, beratungsintensiven Weg, der nur mit Ausdauer und fester Entschiedenheit gelingt. Das Projekt wird in 2023 fortgesetzt.

„Horizonte Plus“ heißt das neue Projekt, weil es den Frauen Türen und Horizonte öffnet in eine andere Welt. Viele – so die Einrichtungsleiterin Astrid Fehrenbach – seien einfach „fertig“, könnten nicht mehr, gesundheitlich und psychisch häufig angeschlagen, traumatisiert. Viele wissen auch, wie schwer es ist, die Abhängigkeit vom Gewerbe hinter sich zu lassen. Die Ziele heißen: sicheres Wohnen, eigene Krankenversicherung und ein Job, der den Lebensunterhalt sichert. Die Projektförderung sichert 1,5 Personalstellen, wobei das Diakonische Werk noch einmal den gleichen Betrag aufgestockt hat. 68.000 Euro pro Jahr für die Ausstiegsarbeit bei Amalie sind gut angelegtes Geld, flankiert von dem stets verlässlichen ehrenamtlichen Engagement bei Amalie.

Im Gegensatz zum Einstieg ist der Ausstieg aus der Prostitution schwierig, so die Erfahrung bei Amalie. Dies beginne mit Sprachproblemen, fehlender Orientierung und Integration der Frauen in der Gesellschaft, vielfältigen persönlichen und finanziellen Abhängigkeiten – ein aufgetürmter Berg aus Hindernissen, die kaum eine Frau allein schaffen kann.

Frauenorganisationen und viele Einzelpersonen fordern deshalb schon lange, dass auch in Deutschland das so genannte Nordische Modell greift, ähnlich wie in Frankreich. Dort gibt es u.a. ein staatliches Ausstiegsprogramm, das Wohnung, Krankenversicherung, Aufenthaltsrecht, psychosoziale Begleitung, Traumatherapie und die Integration auf dem Arbeitsmarkt für Aussteigerinnen sichert. Also all die Themen, die für die Beraterinnen bei Amalie jede Menge Erstaufwand bedeuten, bevor der Ausstieg überhaupt eine Chance hat.

Viele der Frauen, die jetzt im Ausstiegsprojekt sind, kannten vorher schon Amalie, von der Gesundheitsbetreuung, vom Frauencafé, als Anlaufstelle in einem geschützten Raum. Die ersten fünf Frauen in diesem Jahr sind gestartet, haben Anlauf genommen, wollen lernen. Und wenn eine dann stolz auf den absolvierten Sprachkurs ist, dann baut sich etwas auf, was lange zerstört wurde: Selbstwertgefühl, Stolz auf die eigene Leistung und Selbstbestimmung.

„Ich habe große Hochachtung für alle, die den Ausstieg wagen“, sagt Fehrenbach. Und wenn dann Ehemalige vorbeischauen, die Füße längst in einem anderen Leben, dann freuen wir uns von Herzen mit den Frauen.

Viele der Aktivitäten von Amalie stehen jetzt im Zeichen des 10jährigen Jubiläums. Immer wieder macht Amalie auf die Lebenssituationen von Frauen in der Prostitution aufmerksam und ruft auf zu Benefizaktionen zugunsten von Frauen in Not. Unter anderem wird Amalie gemeinsam mit dem Deutschen Frauenring wieder am Paradeplatz die bekannte Handtaschenaktion starten (30.06.2023) oder bei der Lichtmeile Suppen anbieten (14.10.2023).

Am 11.05.2023 um 18.30 Uhr gibt es Informationen über die Ergebnisse einer Studie zu Freiern: „Männer, die für Sex bezahlen“. Die Referentin, Kerstin Neuhaus, war Teil des internationalen Forschungsteams, das die Studie erstellt hat. Veranstaltungsort ist die Hochschule Ludwigshafen, Maxstr. 29.
Mehr zu Amalie unter Beratungsstelle Amalie (amalie-mannheim.de)

Ankündigung
Im Stadthaus N1 in der Zentralbibliothek wird sich von 1. bis 23. Juni 2023 eine Wanderausstellung zu den Anwerbemethoden der so genannten „Loverboys“ beschäftigen mit dem Titel: „Die Masche der Loverboys. Methode und Ausstieg“. Diese wird ausgerichtet von der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Mannheim.