Ein bisschen Volksfeststimmung herrscht schon an diesem kalten Januar-Sonntag in 2018: Etwa 500 Menschen haben sich rund um den Sperrbezirk versammelt – auf der Waldstraßen-Brücke oder hinter den Absperrschranken auf der Birkenauer Straße. Geduldig warten die Schaulustigen auf ein – selbst für diesen außergewöhnlichen Konversionsprozess – einmaliges Ereignis: die Sprengung des alten Funkturms von Funari.
75 Meter hoch ist der Turm, der nach dem Abzug der US-Streitkräfte noch von der Mannheimer Polizei genutzt wurde. Die Technik ist abgebaut (und an anderer Stelle neu installiert), der Horst der Turmfalken ebenfalls umgesiedelt. Alles ist bereit für Sprengmeister André Schewcow und sein Team, die in den Tagen zuvor schon ordentlich Vorarbeit geleistet haben: 60 Löcher sind im Sockel des Turms gebohrt, in die Ammonsalpeter gefüllt und verdrahtet wird, zwei Keilschnitte destabilisieren den grauen Beton des Bauwerks, auf dass er in die richtige Richtung fällt. Selbstverständlich ist zur Sicherheit der komplette Radius abgesperrt: Auch auf den Gleisen parallel zur Birkenauer Straße fährt gerade keine Stadtbahn.
Der Turm, erklärt Sprengmeister Schewcow der Presse, sei durch seine spezielle Bauweise mit Eisengliedern sehr massiv. Ähnlich wie beim Fällen eines Baumes werde deshalb am Fuß das keilförmige Stück herausgesprengt, damit der Koloss in sein vorbereitetes Fallbett kippt.
Die Spannung steigt. Alles ist vorbereitet, Polizei, Feuerwehr, die Stadt und die Verkehrbetriebe geben nach den letzten Sicherheitschecks die Freigabe. Das Signalhorn des Sprengmeisters ertönt als letzte Warnung – bevor die Sprengladung am Fuß des Turms mit einem Knall gezündet wird.
Der Turm fällt. Erst langsam, dann immer schneller. Ein bisschen wie der sprichwörtliche Baum, genau auf sein Fallbett und exakt so, wie es der Sprengmeister geplant hatte.
Als sich der Staub gelegt hat, ist der Funkturm von FUNARI Geschichte – und der Platz frei, auf dem mittlerweile schon etwas Neues entstanden ist: Das Studentenwohnheim Campo Novo.