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Eine starke Gemeinschaft braucht engagierte und starke Förderer

Förderverein und Kooperationspartner erreichen viel in der Neckarstadt-West - ein Gespräch mit Ulla Hofmann

Ulla Hofmann

Ulla Hofmann - Mitglied des Fördervereins Campus Neckarstadt-West e.V.

„Jede Gemeinschaft ist so stark wie ihr schwächstes Glied“, Ulla Hofmann, aktives Mitglied seit Bestehen des Fördervereins Campus Neckarstadt-West e.V., wirbt nicht nur für die Gemeinschaft Neckarstadt. Sie steht auch mit ihrem Engagement dafür ein. Ein wohl überlegtes Engagement im hohen Alter von heute 91 Jahren – getreu dem Grundsatz: Machen und nicht nur Reden. Der Förderverein garantiert gemeinsam mit Kooperationspartnern ein verlässliches Angebot für derzeit 100 Grundschulkinder, das von Menschen getragen wird, die „für die Neckarstadt brennen“. Das wünscht sich die Journalistin Ulla Hofmann auch von den Dezernenten der Stadt.

„Es muss dringend weiterer Raum geschaffen werden, um die Zahl der Plätze für Hausaufgabenbetreuung, Mittagessen und Freizeitangebote zu erhöhen“, sagt sie. Das dauert alles sehr lange, mahnt der Verein unermüdlich. Unverständnis gibt es dort auch, warum die Angebote für eine Ganztagsschule ausgerechnet in diesem Stadtteil bis heute fehlen.

Die Mannheimerin Hofmann wurde 2002 „Mannemer Bloomaul“ und war für ihr Mannheim vor allem nach ihrer FAZ-Korrespondentenzeit immer ehrenamtlich unterwegs. Die Arbeit bei Campus stuft sie als besonders hoch ein. Ihre Bindung an den Stadtteil Neckarstadt ist unverkennbar, wenn sie von Kindheit und Jugend erzählt: Beide Großeltern stammen aus der Neckarstadt. Ein Familienteil betrieb die Wirtschaft „Zum Automobil“ an der Ecke Lortzing- und Waldhofstraße, in der noch Carl Benz verkehrte. Der andere Teil die Metzgerei Abele in der Pumpwerkstraße/Ecke Riedfeldstraße. Beide Häuser wurden im September 1943 beim Großangriff auf Mannheim zerstört. Erinnerungen hat sie auch an den Ochsenpferch-Bunker, die heutige Heimat des Marchivum, in den sich die Familie in Kriegsjahren abends flüchtete. „Ein Ort, an dem ich mich sicher fühlte“. Auch wenn das Kind Ulla sich ärgerte, „dass das Licht zum Lesen nicht ausreichte“. Es sind Erinnerungen, auch an Persönlichkeiten im Stadtteil, die jeder kannte, wie den italienischen Terrazzohersteller oder die Dame mit Pudel aus der 19ten, der späteren Lupinenstraße, eine gute Kundin der Metzgerei. Man kannte sich in der Nachbarschaft, es gab noch Brachflächen und die Neckarstadtgärten.

Heute ist vieles anders. Die Menschen bleiben mehr unter sich, manchmal auch aus Angst oder Scheu. Aber es gebe auch viel Positives. Man spürt im Gespräch ihre Freude über Beispiele von Campus-Kindern, die lernen wollen, ihren Weg zu gehen, ihre Chancen wahrzunehmen. „Wenn sie erzählen, wie sie mit der Straßenbahn über die Brücke zu einem der städtischen Gymnasien fahren, haben sie unglaublich viel erreicht. Es müssen starke Kinder sein, und ohne Eltern und Lehrer schaffen sie es nicht.“ Der Förderverein arbeitet deshalb intensiv mit den Schulen zusammen, mit Vereinen und mit den entsprechenden Ämtern, wie dem Fachbereich Kinder, Jugend und Familie. Die Elternarbeit soll weiter verstärkt werden.

„Die Neckarstadt ist eine der Herzkammern von Mannheim“, sagt Hofmann, die Heimat großer innovativer Firmen, die die Identität der Stadt geprägt haben. Der Stadtteil hat das Grün zum Greifen nah, und wird zunehmend auch attraktiver für Studenten und Künstler. Das sei gut. Auch erkenne sie das Engagement der Stadt an, die vieles getan habe wie die Wiederbelebung des Kaisergartens.

Deshalb müsse es jetzt weitergehen mit weiteren Plätzen für Bildungschancen, für Freizeitangebote, für die soziale Heimat in der Neckarstadt, im Sinn einer „starken Gemeinschaft“.

Foto: © Annette Weber