
Immanuel Steurer ist Grundschüler der Humboldtschule und einer von rund zwanzig Sprach-Checkern. Vor allem hat er gecheckt, dass Sprache spannend und sehr persönlich ist – und Vielfalt ausmacht. Er ist 9 Jahre alt und saugt begierig das auf, was im Stadtteil geboten wird. Jetzt auch beim Kinderbuchprojekt des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS). Am Ende des Projektes, das von Januar bis Juli andauert, wird ein gemeinsam gestaltetes Buch erscheinen. Die Buchautorin und -illustratorin Anke Faust begleitet die Sprach-Checker.
Einen Vorgeschmack gab es bei einer Werkschau mit Lesung im Kaisergarten als Teil des Kinder- und Familienprogramms des Literaturfests LESEN.HÖREN der Alten Feuerwache Mannheim.
„Die Sprach-Checker – So sprechen wir in der Neckarstadt“ ist ein vom BMBF gefördertes, bürgerwissenschaftliches Projekt des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache. Spürbar ist schon jetzt: Das Sprach-Checker-Buch der Grundschulkinder der Neckarstadt-West wird viel Kreativität beinhalten und Impulse vieler Kulturen. Hauptfigur und Titel des Kinderbuchs sind noch im Werden. Die Sprach-Checker*innen zeigten jedoch ihre jetzt schon weit entwickelte Vorarbeit, ausgebreitet auf fünf Tischen: Entwürfe, Skizzen, Textpassagen und Namen, die das entstehende Buch erahnen lassen, sowie zahlreiche Fotos der einzelnen Projekttage.
Zuvor brachten sie das aufmerksam lauschende Publikum auf den Geschmack, wie schön es klingt, wenn in Türkisch, Polnisch, Bulgarisch, Italienisch und Arabisch gelesen wird. Ihr Lesestoff waren Passagen aus dem preisekrönten und inzwischen 20 Jahre alten und weiterhin gefragten Kinderbuch „Ein Schaf fürs Leben“, erschienen im Oetinger Verlag, geschrieben von Maritgen Matter, illustriert von Anke Faust.
Geübt hatten sie alle. Es war still im Raum und etwas Besonderes, die Geschichte im Vergleich zum deutschen Text zusätzlich in den Klangfarben von Türkisch, Polnisch, Bulgarisch, Italienisch und Arabisch zu erleben. Immanuel las polnisch, stolz und ohne sich von Mutter Bronislawa und den beiden Großeltern Stefanie und Peter, die zuhörten, aus dem Konzept bringen zu lassen. Sie unterstützen Immanuel in seinem Wissensdurst. Auch die anderen Sprach-Checker im Vorlesekreis waren sich ihres Fanclubs sicher. Der hielt durch, bis die ungewöhnliche Freundschaftsgeschichte zwischen Schaf und Wolf endete.
Elena Schoppa-Briele, vom IDS, hatte zuvor betont, wie wichtig es ist, bei den Citizen Science-Projekten die richtigen Partner zu finden, die die Umsetzung sichern. Nannte namentlich Campus Neckarstadt-West, den Verein Neckarstadt Kids e.V., die Organisator*innen und Helfer*innen im Kaisergarten und das Team der Alten Feuerwache.
Mit Anke Faust sichert das IDS pädagogisches Fingerspitzengefühl und Qualität. Sie lebt in Ketsch, ist seit 1996 selbständige Illustratorin & Autorin. Das Projekt in der Neckarstadt ist für sie spannend und jedes Mal neu, wenn sie neben der Arbeit im Atelier mit Kindern und Jugendlichen arbeitet. „Wichtig ist mir, alle Ideen einzusammeln, und dann gemeinsam mit den Kindern zu entscheiden, was davon ins Buch kommt.“ Bei der Hauptfigur geht die Tendenz zu einer Eule. Auf jeden Fall aber wird ein Koffer eine Rolle spielen. Denn die Hauptfigur ist ein reisendes Wesen, das von einem Ort gehört hat, wo ganz viele Sprachen gesprochen werden: die Neckarstadt. Und dort will es hin. Mehr wird noch nicht verraten.
Zum Schluss bekamen die Sprach-Checker, spendiert vom Oetinger Verlag, jeweils ein Exemplar von „Ein Schaf fürs Leben“, mit Widmung und natürlich einem schnell gescribbelten Schaf im Klappentext von der Illustratorin Anke Faust.