
Pressekonferenz LOS² (v.l.n.r. Achim Judt, Geschäftsführer MWSP; Dr. Tobias Valpahl, Leitung Koordinierung Quartiermanagement; Dr. Peter Schäfer, Fachbereich Jugendamt und Gesundheit; Jennifer Pohl, Quartiermanagement Neckarstadt-West; Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz; Petar Drakul, Referent des Oberbürgermeisters; Jutta Breitner, Fachbereich Arbeit und Soziales; Dr. Christiane Rudic, Quartiermanagement Rheinau)
Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz regte an, das Weißbuch gut durchzulesen. Es ist mehr Bilanz als Bericht, weil damit auch eine Reflektion über raumorientierte Politik verbunden ist. Es sei ein Wegbereiter für mögliche Konsequenzen der Stadt-Raumgestaltung mit dem Ziel, „gleichwertige Lebensverhältnisse und Teilhabe in der Stadt“ zu schaffen. Die 93 Seiten starke Schrift enthält empirische Daten, weit über den Sozialatlas hinaus, und Strukturbeschreibung zu LOS². Somit standen im Fokus des Pressegesprächs zum Weißbuch die Stadtteile Rheinau-Mitte, Vogelstang und die Neckarstadt-West mit den Erfahrungen der Lokalen Stadterneuerung und des Quartiermanagements.
Die Anforderungen der Stadtgestaltung seien differenziert und erforderten deshalb auch für die Verwaltung eine andere Herangehensweise sowie selbstkritische Reflexion, so Kurz. Er sprach auch von den Erfahrungen, wie schwierig es sei, in den Quartieren faire Chancen zu schaffen. „Ungleichheit bedeutet auch, ungleich zu reagieren, eine Herausforderung für uns alle“, betonte Kurz. „Wir wollen Chancenstadt sein, in der auch die Stillen ihre Chancen haben.“
Was braucht ein Stadtteil? Das erfahren die Quartiermanager*innen täglich von Bürgern, das ergibt sich aus erhebbaren Zahlen wie die zur Wahlbeteiligung oder zu den Lebensverhältnissen der verschiedenen Gruppen, wie sie im Weißbuch dokumentiert sind. Das ist aber auch eine Frage der politischen Willensbildung.
Gestalten und der Vielfalt gerecht werden, das bedarf der Steuerung, der „Lokalen Stadterneuerung (LOS), die sich als Steuerungsinstrument bewährt“ habe, so Petar Drakul, Referent des Oberbürgermeisters. Mit LOS² wird das Konzept der Teilhabe fortgesetzt, neu gegliedert nach den drei Grundprinzipien der Gestaltung: im Stadtraum, im Klimaraum, im Sozialraum. Teilhabe gelinge dann, wenn viele Gruppen im Stadtteil ihre Anliegen einbringen können. Deshalb treffen sich Teilhabegruppen, werden die Bezirksbeiräte und Bürgerdienste stärker eingebunden und hat das Quartiermanagement die Aufgabe, wirksam Bürgeranliegen und Verwaltungssicht zusammenzubringen.
Jeder Stadtteil hat eine eigene Geschichte, dies wurde in den kurzen Vorstellungsrunden und Projektthemen der Quartiermanagerinnen Dr. Christiane Rudic (Rheinau), Jutta Breitner (Vogelstang) und Jennifer Pohl (Neckarstadt-West) deutlich. Überall in den Stadtteilen ist Bildungsgerechtigkeit für Kinder und Jugendliche ein brennendes Thema. Im Stadtteil Vogelstang mit einem ausgeprägten Anteil älterer Menschen auch der Schwerpunkt „Generationengerechtigkeit“. Positiv werteten die Quartiermanagerinnen die Unterstützung durch die Lokale Stadterneuerung und die Möglichkeit, von anderen zu lernen wie beispielsweise vom inzwischen etablierten Angebot für Grundschulkinder von Campus e.V. in der Neckarstadt-West.
Für die Neckarstadt-West stellte sich die neue Quartiermanagerin Jennifer Pohl vor. Im September 2022 „mitten in den Trubel gefallen“ sei sie mit der Büropartnerin Rebekka Spachmann zwar immer noch die „Neue“. Pohl stellte jedoch einige Veranstaltungen und Aktivitäten vor, in denen deutlich wurde, dass das Quartiermanagement „im Trubel“ nun bereits gut mitmischt. Steuern, vernetzen, beteiligen und übersetzen, als „Beistand für alle, die etwas bewegen wollen“, fasste Pohl die Marschrichtung zusammen. Deshalb hat das Quartiermanagement Konfliktparteien in der Elfenstraße zusammengebracht, Bürger-Ideen für die Gestaltung des Stadtteils bei einer Veranstaltung mit dem Architekten Winy Maas diskutiert, und will unter anderen im Juni einen Sozialraumtag veranstalten, an dem sich alle, die sozial tätig sind, vernetzen. Denn eines ist auch klar: die Bewohner mit ihren Interessen bilden und prägen den Stadtteil. Sie sind gefordert, die Möglichkeiten der Teilhabe zu nutzen.
Das Weißbuch kann hier als Download abgerufen werden.