
Büro der Verbraucherberatung in der Mittelstraße
Verbraucher*innen sind häufig aggressiven Verkaufsmethoden schutzlos ausgesetzt. Noch dazu, wenn sie die Sprache nicht verstehen oder absichtlich unter Druck gesetzt werden. Die Verbraucherzentrale ist längst nicht überall bekannt. Bevor es brennt, hilft Prävention. Genau da setzt das Konzept „Verbraucher stärken im Quartier“ an. Die Neckarstadt-West ist eines der Quartiere bundesweit, in dem das Konzept mit dem Quartiersbüro in der Mittelstraße 18 bis Mitte 2024 umgesetzt wird.
In der Mittelstraße 18 stehen die Türen offen – jeder, der Rat sucht, kann sich aber auch telefonisch melden. Gudrun Eymann, Dr. Verena Mayer und Genoveva Ruseva verstehen sehr gut, dass die Hürde immer hoch ist. Besonders wenn Verbraucher*innen nachträglich feststellen, dass sie von einem Anbieter über den Tisch gezogen wurden. Gudrun Eymann: „Wir alle sind nicht frei davon, besonders wenn wir unter Stress stehen, uns Dinge aufschwatzen zu lassen, die sich hinterher als Abzocke entpuppen.“ Hinzu komme dann häufig die Scham darüber, dass man nicht besser aufgepasst hat, ergänzt ihre Kollegin Verena Mayer.
„Wir sind über alle froh, die den Schritt machen und auf uns zukommen“, sagt Genoveva Ruseva. „Aber auch die Verbraucher*innen, die sich nicht trauen, erreichen wir durch unsere aufsuchende Verbraucherarbeit in der Neckarstadt-West.“ Die Verbraucherzentrale hat Autorität, Juristen und Sachkundige im Hintergrund und ist inzwischen eine wichtige Instanz, um Verbraucherrechte durchzusetzen und zu schützen. Für die offene Sprechstunde in der Mittelstraße hilft es, dass Genoveva Ruseva Bulgarisch, Englisch und Russisch spricht. Das Frauentrio ist insgesamt mehrsprachig und kann so auch Migrant*innen guten Rat geben.
Ein ganz wesentlicher Auftrag des Teams in der Mittelstraße ist es, präventiv im Quartier unterwegs zu sein. Mit dem mehrsprachigen Flyer „Achtung vor Abzocke in der Neckarstadt-West“ warnen sie seit Sommer 2022 gezielt vor Haustürgeschäften. Eine schnell geleistete Unterschrift, ohne dass die Unterschreibenden verstehen, um was es inhaltlich in den Verträgen genau geht, ist nur einer der Tricks. „Die Flyer-Aktion“, so Ruseva, „kam sehr gut an, wir hatten viele Anrufe von Betroffenen mit Fragen zu diesem Thema.“ Häufig ermuntern die Quartiersmitarbeiterinnen auch dazu, die Scheu vor offiziellen Stellen wie Polizei oder Schuldnerberatung zu überwinden.
Auch die steigenden Energiekosten sind immer mehr Thema des Verbraucherschutzes. In Zusammenarbeit mit der Klimaschutzagentur entstand ein Flyer, der Tipps zum Sparen gibt. Er warnt aber auch, auf jeden Energie-Anbieter zu reagieren und rät, den eigenen Verbrauch abzulesen und nicht vom Energie-Versorger schätzen zu lassen. „Eine Schätzung kann teuer werden“, heißt es im Flyer.
Im Internet kursieren Stromzähler-Nummern, über die sich Betrüger Zugang zu Kundenkonten verschaffen, und andere persönliche Kenndaten, ohne dass es den Menschen bewusst ist. „Die Welt der transparenten Daten in neuen Medien und im Internet, die Gefahr eines schnellen Klicks. Das alles sind sehr schnelle Entwicklungen, in denen wir lernen müssen, uns gut geschützt zu bewegen“, sind sich die Drei einig.
Die Quartiersmitarbeiterinnen der Verbraucherzentrale in der Mittelstraße haben gemeinsam mit Kolleg*innen in anderen Projekt-Quartieren ein Spiel entwickelt: „Die Galactic Shopping Odyssey“, wo es um Selbstschutz geht. Eine der Hilfe-Karten liest sich so: „Im Space-Net wurde dir Werbung für ein Gaming-Abo angezeigt. Aus Versehen hast du auf den Button ‚jetzt kostenpflichtig kaufen‘ geklickt. Um aus dem Vertrag herauszukommen, ziehe sofort auf das Startfeld Verbraucherzentrale“. Es spricht vor allem auch junge Zielgruppen an, die im Spiel verstehen und lernen können, wie schnell die eigenen Wünsche zu regelmäßigen Zahl-Verpflichtungen werden und das eigene Budget überschreiten. Gezeigt wird auch, dass manchmal der Verzicht auf etwas die bessere Wahl ist. Das Spiel wollen die Verbraucherschützerinnen in der Mittelstraße jetzt in Schulen und bei Veranstaltungen einsetzen.
Verbraucher stärken im Quartier, Mittelstraße 18, 68169 Mannheim, Telefon: 0621-17 29 35 -31 oder -32, E-Mail: mannheim.quartier@vz-bw.de, Sprechstundenzeiten im Quartiersbüro: dienstags von 15 – 18 Uhr und donnerstags von 10 – 12 Uhr, Webseite: https://www.verbraucherzentrale-bawue.de/neckarstadt-west