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Offene Beratungsangebote für Eingewanderte aus Südosteuropa

Integration braucht Unterstützung, Lotsen, Beratung und Mut.

Drei Frauen Beratungsstelle Zeppelinstraße

Die drei Frauen in der Zeppelinstraße 45 (v.l.n.r. Karolin Gerold, Desislava Ivanova, Dessislava Dimetrova)

Integration braucht Unterstützung, braucht Lotsen, Beratung und für die Ratsuchenden am Ende Mut, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Dabei helfen Dessislava Dimitrova, Desislava Ivanova und Karolin Gerold, in der Zeppelinstraße 45. Das offene Beratungsangebot für Eingewanderte aus Südosteuropa und die nachbarschaftliche Netzwerkarbeit unter dem Dach des Quartiermanagement werden gefördert. Und alles funktioniert, wenn Vertrauen entsteht im Miteinander. Die Anfragen sind manchmal mehr als die drei schaffen können, und meist zeitintensiv.

Denn es hat sich herumgesprochen, dass in der Zeppelinstraße erfahrene Mitarbeiter*innen sitzen, die die Muttersprache beherrschen und den kulturellen Hintergrund der vornehmlich bulgarischen Familien bestens kennen. Die beiden „Dessis“, wie die beiden muttersprachlichen Bulgarinnen und Lotsinnen sich selbst nennen, wissen, was es bedeutet, neu anzufangen. „Ich habe großen Respekt für alle, die die Integration wagen, sich auf eine Kultur einlassen, die so ganz anders ist als die der Bulgar*innen von der Schwarzmeerküste, der Region, aus der viele kommen“; sagt Dimitrova. Sie lebt seit 25 Jahren in Deutschland und hat ihre Erfahrung bei ihrem früheren Arbeitgeber zunächst ehrenamtlich als gefragte Muttersprachlerin 2019 zum Beruf gemacht. Sie weiß: die Hürden der Integration sind hoch. Ein großes Thema sei die Krankenversicherung, die in Bulgarien ganz anders organisiert sei. Überzeugungsarbeit, Vertrauen und konkrete Amtshilfe bei Anträgen, sind gefragt.

Lotsin sein, heißt: die Menschen abholen, wo sie stehen. Ivanova bringt die eigenen Familienerfahrungen in die Arbeit ein. Sie war sozusagen Familienlotsin, bevor sie zum Team in der Zeppelinstraße kam. Beide arbeiten gerne in Mannheim und freuen sich auch über kleine, sichtbare Erfolge. Und richtig gut läuft es dann, wenn Ratsuchende mit der Zeit zu Ratgeber*innen werden. Dann trägt die Arbeit Früchte im Multiplikator*innen-Sinn. Auf diese Weise entstand 2020 eine Mutter-Kind-Gruppe und ein mindestens einmal im Monat stattfindendes Frauencafé, dass sich im „Two Palms“ zusammenfindet.

Die dritte Frau in der Zeppelinstraße ist Karolin Gerold. Sie spricht türkisch und hat lange Zeit in der Türkei gelebt. Die Themen – so Gerold – „sind immer wieder die gleichen: Krankenversicherung, Wohnung, Arbeit, Kinderbetreuung, Sprache“. Zudem seien viele der Ankömmlinge schnell verschuldet, weil sie unter anderem gerissenen Verkaufsangeboten auf den Leim gehen. Fremdsein heißt auch schutzlos sein.

Verbraucherberatung, Jobbörse, Sozialamt, Schuldnerberatung oder andere Stellen sind ein wichtiges Netzwerk für die drei Frauen. Expertise ist gefragt, die kein Beratender allein abdecken kann. Gerold wünscht sich in einer idealen Welt ein Zentrum, in dem alle Experten nah beieinandersitzen, so dass die Ratsuchenden schnell an der richtigen Stelle sind. Die vielen Wege seien oft sehr mühsam. Das ist derzeit Wunschdenken. Auch ein weiterer Beratungsraum für vertrauliche Gespräche gehört auf die Wunschliste des Teams.

Ende 2021 zog die Beratungsstelle vom Alten Volksbad in das Haus der GBG, welches umfassend renoviert wurde. Es ist heute eine freundlich gestaltete Adresse, die Räume sind einladend und geeignet, erste Hemmnisse zu überwinden. Alle drei sind im Stadtteil gut vernetzt und pflegen diese Kontakte. Am Ende geht es darum, den Alltag gestalten helfen und das gelingt, wenn die Menschen im Stadtteil im Gespräch bleiben.