
Bei der Vorstellung seines Bandes “Mannheim-Neckarstadt“ zur Stadtteilgeschichte bis in die 1950er Jahre sprach der Autor Hans-Joachim Hirsch schon den Wunsch aus, dass auch die Geschichte der neueren Zeit aufgeschrieben gehört. Historiker Lukas Kraus, Mitglied der Geschichtswerkstatt Neckarstadt, und Studierende um Prof. Dr. Cord Arendes in Heidelberg, haben genau daran, an einer jüngeren Geschichte der Neckarstadt gearbeitet. Der neue Band „Stadt(teil)Zeichen“, der die Neckarstadt seit den 1970er Jahren beleuchtet, ist im November erschienen.
Acht Themen haben sich die jungen Forscher*innen ausgesucht. An ihnen sollen die jüngeren Entwicklungen in der Neckarstadt erfahrbar werden. Dazu zählen Plätze wie der Neumarkt und prägnante Bauten wie die Neckaruferbebauung oder die Alte Feuerwache. Auch die Stadtteilsanierung seit 1980 oder die Lebenslage von Migrant*innen wurden untersucht. Mit jedem der Themen können die Neckarstädter*innen etwas anfangen und ihre ganz eigenen Geschichten erzählen.
Für den Band wurden nun erstmals städtische Akten, Pläne, Fotos und persönliche Aussagen in einen Zusammenhang gestellt. So lassen sich diese Objekte aus dem Neckarstädter Alltag endlich genauer in ihrem Ursprung verstehen. Neue Geschichte geht anders als die weiter zurückliegende. „Denn sie findet gerade statt. An ihrer Bewertung haben viele immer noch mitzureden“, sagt Lukas Kraus, der sich seit 2020 der Neckarstädter Geschichtswerkstatt verschrieben hat.
Dem Verein, mit Domizil in der Mittelstraße im Alten Volksbad, bleibt er auch nach dem Jubiläum des Stadtteils verbunden. Denn die Neckarstadt ist für ihn Heimat. „Ich bin in Köln-Mülheim aufgewachsen, andere Stadt, ähnliche Themen: Einst einwohnerstärkster Stadtteil der Arbeiter*innen, prägt ihn heute die Migration und die Diskussion um „Gentrifizierung“. Ich wollte die Neckarstadt kennenlernen, indem ich herausfinde, warum sich so viele Stadtteile deutscher Großstädte so ähnlich entwickelt haben.“
Die acht Themen werden nicht rein erzählend aufgearbeitet, sondern in die Zeitentwicklung eingebettet, in die Prägungen dieser Jahre, in die Weltanschauungen und Ziele, in Aufbruchstimmung, Protest, Gestaltungswillen und wirtschaftliche Notwendigkeiten.
Das Buch “Stadt(Teil)Zeichen – Einblicke in die Geschichte der Neckarstadt-West in Mannheim seit den 1970er Jahren” ist für 18 Euro im Buchhandel erhältlich.