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Neckarschule

Ein Gespräch mit Schulleiter Peter Deffaa

Seine Wahl hat der Leiter der Neckar-Grundschule Peter Deffaa bewusst getroffen. Die Neckargrundschule, die er seit drei Jahren leitet, ist „seins“. Methodik und Didaktik, ja, das ist Teil der Profession. Die Arbeit in einer Brennpunkt-Schule sei mehr, viel mehr wie die Kenntnis des Umfelds. Und das ist es, „was mir Spaß macht.“ Die 360 Grundschüler*innen aus 40 Ländern in der Neckarschule brauchen beides, vor allem aber das Vertrauen, „dass sich einer kümmert“.

Große Dankbarkeit, was die Neckarschule bietet

In der Neckarschule gibt es nichts, was es nicht gibt: Schulversäumnisse, Kinder, für die morgens kein Frühstück bereitsteht, auf die niemand wartet, wenn sie nach Hause kommen oder bei den Hausaufgaben hilft…vor allem aber häufig große Dankbarkeit für das, was die Schule bietet. Frühstückspakete in den Klassen, Sprachförderung, Selbstbehauptungs-Kurse für Mädchen, eine meist große Klassen-Solidarität trotz der Sprachbarrieren und Hilfsangebote wie die Zusammenarbeit mit dem Projekt Campus Neckarstadt-West. Hier können Schülerinnen und Schüler der Neckarschule im Bürgerhaus Mittagessen und Hausaufgabenhilfe nutzen.
Schließlich ein Kollegium, das sich mit dem Umfeld auseinandersetzt. Das Thema Ganztagsschule wird nicht nur im Kollegium kontrovers diskutiert. Deffaa ist überzeugt, dass dies kommen muss. Er weiß aber auch, dass die Neckarschule mehr braucht, als eine Ganztagesschule nach dem Schulgesetz. Es bedarf eines multiprofessionellen Teams mit kleinen Gruppen und weitreichenden pädagogischen Angeboten. Eben einen Campus mit vielen Beteiligten, die über Jahre verlässlich sind.

Regelmäßigen Schulbesuch möglich machen

Deffaa ist kritisch. „Ich denke, es muss mehr auf den hinteren Teil der Neckarstadt-West geachtet werden, der Teil, in dem wir viele Schüler*innen verlieren, weil sie nicht regelmäßig den Gang zur Schule schaffen. Weil Sprachbarrieren isolieren, weil viele junge Mütter überfordert sind, weil die Wohnverhältnisse keinen Schreibtisch kennen oder Bewegung, Freizeitspaß und vieles mehr nicht Alltag sind. „Viele unserer Schüler*innen haben noch nie ein Schwimmbad gesehen“, sagt Deffaa. Das ist eine der Herzensangelegenheiten, die den Sportlehrer umtreibt:  Zwei Jahre Schwimmunterricht statt nur einem für die Schüler der Neckarschule. – Zudem wünscht er sich, dass irgendwann jeden Tag alle Kinder in die Schule kommen.

Deffas Motivation ist sein Gerechtigkeitssinn

Was motiviert ihn, auch wenn oftmals die familiären Bedingungen gegen jedes gute pädagogische Konzept sprechen? Der Gerechtigkeitssinn, sagt Deffaa, ohne groß nachzudenken. Es darf nicht sein, dass es Kinder gibt, die gar keine Zukunftschancen haben. Und deshalb müsste es viel mehr Förderkonzepte geben. Deshalb gibt es neben den 22 Lehrenden an der Schule 9 Ehrenamtliche für Sprach- und Leseförderung. „Und bemerkenswert ist“, findet Deffaa, „dass es in unserer Schule keine Grüppchenbildung gibt. Ausgrenzung und Rassismus kann sich bei uns nicht halten.“ Dazu leistet übrigens auch der sehr aktive demokratisch gewählte Schülerbeirat seinen Anteil. Der hat Tradition.