Lerneifrige sprechen über vorbereitete Themen und lernen spielerisch die deutsche Sprache, Kultur und sich gegenseitig kennen.
Der Raum im Keller des Jugendzentrums in Selbstverwaltung Friedrich Dürr ist kühl, nur die Köpfe der Deutschlernenden rauchen ein bisschen. Die Deutschstunde mit Hannah und Lukas ist freiwillig. Es wird viel gelacht, und alle kommen zu ihrem Recht. An manchen Tagen besteht die Gruppe aus über 15 Lerneifrigen – sie treffen sich manchmal viermal in der Woche. In der Sommerhitze sind es eher wenigere. Für viele sind die eineinhalb Stunden eine Ergänzung zu anderen Sprachkurs-Angeboten.
Hannah Jülle, die soziale Arbeit studiert, stets begleitet von Hund Lotta, hat einiges zum Thema Freizeit vorbereitet – passend jetzt zum Gefühl des Sommers. Sie teilt sich den Unterricht mit Lukas Renner. Das Grundprinzip beim Deutschkurs im JUZ ist „Freiwilligkeit, keine Prüfung, jedes Niveau“…etwas Besonderes und bewusst so gewählt.
„Was bedeutet Freizeit“, steigt sie in das zusammengesetzte Wort ein. Die Lernenden, mehrheitlich aus der Ukraine und auch aus Syrien, orientieren sich an den ausgedruckten Bildern und sind mit Konzentration und Köpfchen dabei. Worte werden gesucht, erklärt, anschließend Texte geschrieben. Vor allem die Satzstellung fällt ihnen schwer. Keiner der Teilnehmenden muss sich verbiegen oder verstecken. Jülle spricht alle an, holt die Anfänger*innen ab ebenso wie die Fortgeschrittenen und geht auf die Fragen und Wünsche ein.
Schon die Vorstellungsrunde war für den Gasthörer spannend. Man erfährt welche Odyssee die Teilnehmenden hinter sich haben. Wieviel Zeit sie einbringen müssen, um in Deutschland anzukommen und wie schwierig es ist, eine andere Sprache zu lernen, die Kultur zu verstehen. Svitlana, die in der Ukraine Lehrerin war, lobt wie auch die anderen am Tisch die Lehrkräfte im JUZ über den grünen Klee. „Ich bin hier glücklich, weil man einfach kommen kann, und vor allem viel gesprochen wird.“ Sie lernt auch deshalb so begierig, weil sie ihren Enkelkindern, die bei ihr wohnen, helfen möchte.
Theorie, die gibt es in Büchern. Deshalb ist auch der Syrer Waelle im Deutschkurs dabei: sich unterhalten, Alltagssituationen beschreiben, von sich erzählen, etwas Neues erfahren. Das hilft Fremden, ob im Schüleralter oder im Rentnerdasein, anzukommen in Deutschland, Teil der Gesellschaft zu werden, sich zu behaupten.
Zweimal im Jahr organisieren die JUZler einen Ausflug für ihre Deutschlernenden. Es gibt Weihnachtsfeiern und Osterbrunch. Dazu stets Fotos, die häufig auch weitere Neuankömmlinge vom Lernen überzeugen.
Für Hannah fühlt sich das an, „wie eine Familie“. Was dem Ernst im Unterricht keinen Abbruch tut. Die Schüler*innen machen es ihr nicht schwer. Schließlich sind alle freiwillig da.