
Treffender kann der Name nicht sein: „Das andere SchulZimmer“ ist ein Raum, in dem es anders zugeht als üblich. Die Lehrenden steigen auf die ganz besonderen Lebensumstände der Jugendlichen zwischen 15 und 27 Jahren ein. Hier sitzen 20 Schüler*innen, die woanders gescheitert sind. Die Schule abgebrochen haben, aus vielfältigen Gründen. Ihr Ticket für einen Platz im inzwischen begehrten „anderen SchulZimmer“ heißt Motivation und auch Leistungsbereitschaft. Das erwartet das 30-köpfige Lehrenden-Team.
Junge Menschen fürs Leben wappnen
Bis auf die Gründerin Ute Schnebel und Charlotte Scheriau arbeiten alle für ganz kleines Geld oder ehrenamtlich. Seit 2018 ist das andere SchulZimmer Mieter der GBG, erst in der Waldhofstraße 5, jetzt in der Waldhofstraße 142. Die Räume vermittelte Natalie Papadopoulos, Referentin der Lokalen Stadterneuerung bei der MWSP. „Wir waren über diese Unterstützung und den Kontakt zur GBG ausgesprochen froh“, sagt Schnebel.
Das Konzept der Einrichtung ist preisgekrönt und immer wieder hochgelobt, weil es überzeugt. Fast alle schaffen hier den Haupt- oder Realschulabschluss, im Schuljahr 2021/22 sogar erstmalig eine Schülerin das Abitur. Sponsoren, Gemeinderat – viele unterstützen die Grundidee: Bildung zu vermitteln und junge Menschen fürs Leben zu wappnen. „Wir sind als Gesellschaft gefordert. Einen Schulabschluss kann einem niemand nehmen“, so Schnebel. Häufig hängt es nicht an der Wissbegier. Nicht an der Intelligenz. Deshalb wird viel gesprochen, auch über Zuverlässigkeit und Regeln. Und es gibt Hilfe bei Bewerbungen oder bei Amtsschreiben.
‚Schüler*innen‘ selbst wissen das Projekt zu schätzen
Dylana hat am 21. Juli ihr Realschulzeugnis bekommen. „Mich haben die Lehrer*innen super motiviert, weil sie auf das jeweils eigene Lerntempo eingehen,“ so Dylana. David, der ebenfalls bestens bestanden hat, findet „das andere SchulZimmer beispielhaft, weil auch Menschen mit psychischen Problemen willkommen sind und toll aufgefangen werden.“ Im ‚anderen SchulZimmer‘ merken die Schüler*innen, dass sie es mit Lehrenden zu tun haben, die sehen, dass es sich lohnt, viel Energie und Zeit in die Menschen zu stecken. Schulabschluss geschafft, diese erste Hürde nehmen fast alle. Ute Schnebel und das Team des anderen SchulZimmers möchten künftig weiter begleiten, wenn die Ausbildung ansteht. Die Bewerbung für die Projektförderung „My Job − my Future läuft.
Foto: v.l. Charlotte Scheriau, Schülerin Mariam, Ute Schnebel