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Beratungsstelle Amalie

Ein Ort, an dem Vertrauen wachsen kann

Astrid Fehrenbach hat schon viel erlebt. Die Theologin und gelernte Sozialarbeiterin ist inzwischen seit gut zehn Monaten Leiterin von Amalie, der Beratungsstelle für Frauen in der Prostitution. Gefordert fühlte sie sich an allen Berufsstationen. Der Job in der Draisstraße 1 allerdings sei besonders: „Ich erlebe hier eine Art Parallelwelt“, sagt sie über das, was die Beratung suchenden Frauen mitbringen. Erfahrungen und Probleme, die mit dem Alltag der meisten Menschen wenig gemein haben. Ohne Ort zum Ausruhen, oft ohne Vertrauensperson und vor allem ohne Chance, die Tätigkeit zu wechseln. Die Hürden für einen Ausstieg aus der Prostitution – so erleben es die Mitarbeiterinnen bei Amalie − sind fast unüberwindbar. Fast.

Amalie ist Vorbild für viele Fachberatungsstellen

Prostitution, besonders Armutsprostitution gibt es in jeder Stadt. Deshalb wurde 2013 die Beratungsstelle des Diakonischen Werks Mannheim in der Neckarstadt geschaffen, unterstützt von der Stadt Mannheim und gefördert durch das Land. Amalie ist Vorbild für viele andere Fachberatungsstellen und war auch während der Pandemie immer offen. „Im vergangenen Jahr wurde das zehnte Amalie-Baby geboren“, erzählt Fehrenbach. Sie sagt das, weil Schwangerschaften manchmal ein Anlass für die Frauen sind, den Ausstieg zu suchen. Und wenn der nach langer Zeit gelingt, wird die Freude in den wohnlichen Räumen bei Amalie auch untereinander zum Beispiel bei den Gemeinschaftstreffen geteilt.

Selbstbestimmung und reale Ausstiegschancen schaffen

Den Begriff „Parallelwelt“ wählt Fehrenbach, weil es „unseren Frauen, an dem mangelt, was in unserer Gesellschaft großgeschrieben wird: Selbstbestimmung.“ Die Abhängigkeiten seien zu groß. Armut, Schulden, Gewaltbeziehungen. Viele der migrantischen Frauen verstünden zudem wenig Deutsch und kennten ihre Rechte zu wenig, um sich zu wehren. Bei Amalie finden sie Zuspruch, einen Raum zum Ausspannen, professionelle Beratung und Begleitung und ein ehrenamtliches Ärzt*innen-Team, das regelmäßig kostenlose Sprechstunden für die zumeist nicht krankenversicherten Frauen anbietet.

„Wir brauchen mehr reale Chancen für den Ausstieg“, bekräftigt Fehrenbach, „und das beginnt mit einer sicheren Wohnung, einem Aufenthaltstitel und dem Zugang zum Arbeitsmarkt. Alles schwierig für Frauen, die aus der Prostitution aussteigen wollen.“ Die eine Wohnung der Diakonie für Aussteigerinnen reicht da bei weitem nicht aus.
Ein Lichtblick ist das vom Europäischen Sozialfonds geförderte Aussteigerinnen-Projekt „Horizonte − Alternativen zur Prostitution“. So konnte das Amalie-Team etwa durch eine Sprachmittlerin, eine Kollegin als Jobcoach, die mit den Frauen Arbeit sucht, und eine weitere Sozialarbeiterin verstärkt werden.

Spendenaktionen für Frauen in Not

Immer wieder macht Amalie auf die Lage der Frauen aufmerksam und startet Initiativen wie die Handtaschenaktion am Paradeplatz oder zuletzt die Suppenküche im Alten Volksbad während der Lichtmeile, um Spenden für Frauen in Not einzuwerben.
„Akzeptieren, wo die Frauen stehen und Vertrauen aufbauen“, das ist der Grundgedanke, der bei Amalie zählt. Außerdem „Unterstützen, wo Hilfe gebraucht wird und Parteilichkeit für Frauen – für ein Leben ohne Gewalt.“

Mehr Informationen und Termine unter: www.amalie-mannheim.de